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Sektion I: Vernetzung von Disziplinen und Departments

"It doesn’t matter so much what you learn’, Northrop Frye wrote in On Education, ‘when you learn it in a structure that can expand into other structures’ (1988: 10). Our structure is the crossroads of the techno-scientific and the humanistic." Die Struktur, auf die sich McCarty ("Getting there from here", LLC 29 (2014): 295) bezieht, sind die Digital Humanties. Anlehnend an McCartys Auffassung verstehen wir Digital Humanities als einen Raum, in dem sich einerseits die verschiedenen Geisteswissenschaften ("the humanistic") zusammenschließen und gleichzeitig mit den Medien- und Computerwissenschaften in einer produktiven Symbiose verschmelzen.
 
Die Einrichtung von selbstständigen Digital Humanities Departments institutionalisiert zwar diesen Raum und stellt genügend Mittel zur Verfügung, dass es zu einer solchen "crossroad" kommen kann. Jedoch bleibt das methodische Problem ungelöst, wie die Kooperation zwischen Geistes- und Computerwissenschaften tatsächlich zustande kommt. Wie könnten die Digital Humanities Departments und die "traditionellen" Geisteswissenschaftlichen Departments ihr jeweiliges Potential gemeinsam nutzen und neue Impulse für den – nun erweiterten Raum – der Humanities entdecken? Wie kann in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit unterschiedlicher Geisteswissenschaften miteinander vorangetrieben werden?
 
Unserer Meinung nach gibt es noch keine adäquate Antwort auf diese Fragen. Die Kommunikation zwischen Geisteswissenschaftlichen und Digital Humanities Departments ist mangelhaft oder kommt gar nicht zustande. So werden digitale Werkzeuge und Materialien oftmals von denen, die davon in signifikanter Weise profitieren würden, kaum oder gar nicht wahrgenommen. Zugleich wirkt diese ungünstige Konstellation auch in die andere Richtung: Wissenschaftler, die dazu beitragen könnten, neue digitale Werkzeuge und Materialien zu entwerfen oder bestehende mit ihrer Expertise entscheidend zu verbessern, bleiben diesem Prozess fern.

 

Wir möchten diese Situation ändern. Wir gehen von folgenden Prämissen aus:
  • Geisteswissenschaften und Digital Humanities sollen nicht als getrennte Bereiche aufgefasst werden, selbst wenn sie auf institutioneller Ebene getrennt sind und in gewissem Grad eigentständige Bereiche bleiben sollen.
  • Eine intensive Kommunikation zwischen den geisteswissenschafltichen Departments und den Digital Humanities ist für die Weiterentwicklung der jeweiligen Methoden, Forschung und Lehre unabdingbar.
 
Zwar wurden in der Vergangenheit schon zahlreiche Projekte realisiert, welche die Entwicklung der geisteswissenschaftlichen Methoden mit computergestützten Techniken vorantreiben wollten. Diese Projekte stellten einen ersten wichtigen Schritt dar, sowohl neue Möglichkeiten auszuloten als auch die Geisteswissenschaften für die Notwendigkeit und die Fruchtbarkeit einer solchen Kooperation zu sensibiliseren.

Wir machen jetzt den nächsten Schritt, weil es nicht mehr darum geht, geisteswissenschaftliche Werkzeuge oder Materialien unter zeitlich befristeter Zuhilfenahme eines IT-Experten herzustellen. Es geht nun darum, die Interaktion mit den inzwischen ausgebildeten Digital Humanities Departments zur alltäglichen Realität werden zu lassen, so dass bei der Entwicklung zukünftiger digitaler Werkzeuge und corpora das geisteswissenschaftliche Wissen direkt mit einfließt.
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